In Foren gibt es immer wieder Anfragen, wie man denn die Überwinterung von Amphibien gestalten sollte und wie lange die Überwinterung andauern sollte. Dazu ein paar Zeilen aus meiner Erfahrung und bezüglich meiner Vorgehensweise.
Das Wie der Überwinterung
Bei den drei derzeit gehaltenen Amphibienarten, dem asiatischen Feuerbauchmolch (Hypselotriton cyanurus), dem grünlichen Wassermolch aus Nordamerika (Notophthalmus viridescens) und der chinesischen Rotbauchunke (Bombina orientalis) praktiziere ich es wie folgt:
  • Feuerbauchmolche (aktuell bei mir nur noch H. cyanurus, früher auch H. orientalis)
    Im Wasser lebende erwachsene bzw. geschlechtsreife Molche überwintern im Wasser bei niedrigerer Wassertemperatur, das heißt sie ziehen in ein Becken im Keller um, wo Wassertemperaturen von 10° bis (eher) 15° herrschen.
    Hatte ein geschlechtsreifes Tier das Wasser verlassen, was bei einem meiner beiden Weibchen immer wieder vorgekommen war, überwinterte es im Moos, das heißt in einer belüfteten und mit feuchtem Moos gefüllten Plastikbox (siehe unten) im Kühlschrank bei relativ konstanten 8° Lufttemperatur.
    Dort, in einer Box im Moos bei 8° im Kühlschrank, überwintern auch alle Jungtiere, die in der Regel bis zum Ende des zweiten Lebensjahres Landgänger sind - wenn man sie denn lässt, das heißt nicht vorzeitig wieder an den Aufenthalt im Wasser "gewöhnt" (siehe Rückkehr der Molche in das Wasser) .
  • Grünliche Wassermolche
    Bei mir leben alle geschlechtsreifen Molche seit vielen Jahren ununterbrochen im Wasser. Ich weiß aber von anderen Haltern, dass deren Molche in der Regel sofort nach Beendigung der Laichperiode das Wasser wieder verlassen, Weibchen ebenso wie Männchen. Das Vorgehen ist hier dasselbe wie bei den Feuerbauchmolchen, also im Wasser lebende Molche bei reduzierten Wassertemperaturen, wobei N. viridescens deutlich niedrigere Überwinterungstemperaturen (5°-7°) verträgt, die man aber selbst in einem Keller in der Regel gar nicht zustande bringt. An Land gegangene adulte Tiere überwintern zusammen mit den juvenilen Landgängern im Moos in einer belüfteten Plastikbox im Kühlschrank bei konstanten 8° Lufttemperatur.
  • Unken
    Alle Unken überwintern im Moos in einer belüfteten, großräumigeren Plastikbox (siehe unten) im Kühlschrank bei konstanten 8° Lufttemperatur. Junge, weniger als einjährige Unken überwintern separat von den größeren Unken in einer Plastikbox analog jener für die Molche und ebenfalls im Kühlschrank.
Die "Inneneinrichtung" der Überwinterungsboxen besteht wie erwähnt aus feuchtem Moos. Bei den großen Boxen, die ich für die damals große Gruppe der Unken eingerichtet habe, war der Boden mit Styroporflocken ausgelegt und hatte immer einen Wasserstand von ca 1cm, darüber war ein Drahtgitter oder eine Gaze, um das Moos vom Wasser fernzuhalten. Es soll feucht sein, aber nicht nass! Über diesem Drahtgitter türmten sich dann die Moosschichten bis 4-5cm unter den Deckel.
Die Versorgung der Boxen während des Kühlschrankaufenthaltes ist denkbar einfach: man kontrolliert (wöchentlich), ob ausreichende Feuchtigkeit in den Behältern ist. Das erkennt man leicht daran, dass die Innenseiten der Boxen leicht beschlagen sind (bzw. bei den großen Unkenbehältern erkennt man es daran, dass am Boden noch Wasser steht). Die in den Boxen überwinternden Tiere werden hingegen gar nicht versorgt, also keinesfalls gefüttert. Die in kühlem Wasser überwinternden Molche kann man ab und zu etwas füttern, muss es aber nicht.
Bei den im Wasser überwinternden Tiere ist zu beachten, dass außer der Temperaturabsenkung auch eine deutliche Verkürzung der Beleuchtungszeiten umgesetzt wird. Dies ist im (normalerweise unbeleuchteten) Keller natürlich leicht umzusetzen, da ohnehin nur mit Kunstlicht gearbeitet wird, das dann (schrittweise) auf nur nach 8 Stunden/Tag reduziert wird.
Die Dauer der Überwinterung
Die Winterperiode ist bei mir von meinen privaten Aktivitäten vorgegeben, nämlich unserem einmal jährlichen Besuch der Verwandten in Australien. Vor und nach unserem Urlaub dort, der in der Regel vier bis fünf Wochen dauert, habe ich jeweils noch einen Zeitpuffer von zwei bis drei Wochen eingeplant. Ich will also vor unserer großen Reise nicht auch noch den "Zoo" am Hals haben, und wenn man dann von einer langen Reise wiedergekommen ist und sowie etwas Zeit braucht, um den Jetlag auszukurieren und sich an die vergleichsweise trüben deutschen Verhältnisse im Februar anzupassen, will ich mich auch nicht gleich um die Terrarien kümmern müssen. Macht also als Minimum 10 Wochen Winterruhe, in manchen Jahren sind es auch schon 12-14 Wochen gewesen.
Verluste durch Überwinterung
Zum Glück hatte ich bei dem beschriebenen Vorgehen so gut wie gar keine Verluste, selbst bei den zum Teil relativ zarten Landgängern, die im jeweiligen Jahr gerade erst die Metamorphose durchgemacht hatten. Hier versetzen mich vor allem die grünlichen Wassermolche jedes Jahr wieder neu in Erstaunen. Die kleinen Landgänger dieser Art sind ja keineswegs grünlich, sondern gelb-orange, stechen auf dem Moos also sofort ins Auge. Und wenn ich dann nach 10 Wochen Winterruhe eine solche Box aus dem Kühlschrank hole und gespannt öffne, dann kann ich es oft kaum fassen, dass die kleinen Kerle unter dem Deckel auf dem Moos kauern und körperlich nahezu unverändert wirken, als hätte man sie gerade erst am Wochenende vorher in die Box gesetzt! Es ist immer wieder ein Wunder, diese Reduktion des Stoffwechsels vermittels erniedrigter Temperatur und Dunkelheit.
Die einzigen gravierenden Überwinterungsverluste, die ich jemals erleben musste, betrafen einheimische Bergmolche (Ichtyosaura alpestris), bei denen mir 20 Jungtiere erfroren sind, sowie ca. 50 Jungtiere nebst 4 adulten Exemplaren des karibischen Pfeifffrosches (Eleuterodactylus johnstonei).
Bei den Bergmolchen kamen die Verluste dadurch zustande, dass ich die Tiere gerade nicht im Kühlschrank aufbewahrt hatte, sondern in einem für den Kühlschrank zu großen, mit Moos gefüllten Plastikaquarium. Dieses stellte ich dann in die Fensteröffnung unseres Kellers, was sich schlussendlich als verhängnisvoll erwies. Dass es in diesem Fensterschacht - hinter einem einfach verglasten Fenster, das zudem einen kleinen Spalt geöffnet war - kühler werden würde als im Kühlschrank, war mir wohl klar gewesen. Aber die Molche hatten ja auch ein großes Moosvolumen, um sich darin gegen Kälte gut zu isolieren. Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die sehr niedrigen Temperaturen, die in jenem Januar bei uns in Schwerin herrschten: - 20°, in manchen Nächten sogar noch darunter! Da war es dann in unmittelbarer Nähe zum Kellerfenster sicher auch deutlich in die einstelligen Minusgrade gegangen - definitiv zu kalt, um das zu überleben! Und da wir zur selben Zeit auf der Südhalbkugel waren, kam jede Hilfe für die Molche zu spät.
Bei den Fröschen war es ähnlich. Hier hatte man mir gesagt, dass die Tiere, obgleich eigentlich in der Karibik beheimatet, durchaus auch kühlere Temperaturen um 12°-15° aushalten würden. So hätten sie eine Kältephase angeblich problemlos überstanden, die im Tropenhaus des botanischen Gartens, aus dem sie stammten, bei dessen Renovierung unvermeidlich gewesen war.
Fakt ist: von der großen Gruppe meiner Pfeifffrösche - damals vier erwachsene Tiere und ca. 50 Jungtiere aus dem ersten Jahr (siehe meinen Beitrag Pfeifffrosch) - überlebten nur die beiden Tiere, die ich nicht aus ihrem Behälter geholt und in das mit Moos gefüllte Plexiglasaquarium umgesetzt hatte. Sie hatten sich einfach "zu gut" im Terrarium versteckt und waren deshalb im Terrarium verblieben. Dort fanden sie während meiner ca. 6 wöchigen Abwesenheit aber offenbar ausreichend Kleinfutter zum Überstehen der fütterungslosen Zeit. Und bei knappen Zimmertemperaturen von 16° waren sie putzmunter geblieben! Von den anderen Fröschen hingegen, die bei den genannten Temperaturen von ca. 12° in der Überwinterungsbox im Moos gesessen hatten, überlebte nicht einer!
Gestaltung der Übergänge vor und nach der Winterruhe
Den Wechsel der Aufenthalte, also den Beginn der Winterruhe ebenso wie die Rückkehr in den Normalzustand, sollte man bei den Tieren, die in den Kühlschrank kommen, behutsam vornehmen. Das gilt für alle Tiere, Molche ebenso wie die Unken, mit Blick auf die Staffelung der Temperatur. Ich halte immer einen "Zwischenschritt" ein, das heißt sie kommen nie von der Zimmerhaltung direkt in den Kühlschrank, sondern verbringen mindestens zwei Tage in der Box im Keller, haben dort schon weniger Licht und niedrigere Temperaturen, bevor es dann bei 8° in die Kühlschrankfinsternis geht - und umgekehrt genauso.
Bei den Unken kommt noch hinzu, dass ich vorsichtig mit dem Zurücksetzen ins Wasser bin. Den Tieren merkt man die lange Winterruhe durch eine "Steifigkeit" und Ungelenkigkeit ihrer Bewegungen sehr an. Ihnen fällt es zum Beispiel anfangs recht schwer, nach Futter zu schnappen und es dann auch zu erwischen, was unter normalen Bedingungen nicht so passiert. Die vorsichtige Übergangsphase sieht dann so aus, dass die Unken vor der Kühlschrankphase direkt vom Aquaterrarium in die mit Moos bestückte Box kommen, die dann aber erst ein paar Tage im Keller steht, bevor ich sie in den Kühlschrank stelle. Nach dem Kühlschrankaufenthalt, wenn die Tiere wie gesagt steif und schwerfällig sind, kommen sie in ein Glasaquarium mit nur 1cm Wasserstand. Sie haben dort die Möglichkeit, wieder Feuchtigkeit aufzutanken, ohne in Stress zu geraten, weil das Schwimmen womöglich noch gar nicht wieder richtig funktioniert. Ein paar Tage später, wenn ich ihre Motorik wieder normalisiert finde, kommen sie dann zurück in ihre Aquaterrarien.
Bei den im Wasser überwinternden Tieren ist vor allem auf die schrittweise Verlängerung der Beleuchtungszeiten zu achten. Diese Maßnahme, in Verbindung mit frischem Wasser und einsetzender Fütterung, aktiviert die Tiere auch ohne Temperaturanstieg bereits und lässt den "Frühling" beginnen.

Leere Überwinterungsbox (26 x 14 x 11cm, LBH) für Molche oder sehr kleine Unken. Die Box wird bis ca. 2cm unter den Rand mit Mooslagen gefüllt. Das Moos wird regelmäßig (ca. 1x/Woche) per Sichtkontrolle auf Feuchtigkeit überprüft und bei Bedarf befeuchtet. Nässe ist unbedingt zu vermeiden.
Befüllung der Box je nach Größe der Molche. Von den kleinen Landgängern der Feuerbauchmolche oder den grünlichen Wassermolchen finden in einer solchen Box problemlos 10-15 Tiere Platz. Ich achte immer auf eine diagonale Platzierung der Öffnungen für die Luft, also der Deckel immer mit der Öffnung hinten, damit eine gute Belüftung aller Bereiche möglich ist.

Leere Überwinterungsbox (21 x 19 x 18cm, LBH) für die Unken. Am Boden Styroporflocken, die in 1cm Wasser liegen, darüber ein Drahtgitter bzw. in diesem Fall eine Gaze, um das darüber einzubringende Moos vom Absinken in das Wasser abzuhalten. Das Moos soll nur feucht und keinesfalls nass sein. Die Box wird mit Moospolstern aufgefüllt bis ca. 5cm unter den Rand.
Befüllung je Box abhängig von der Größe der Tiere: 10 erwachsene Tieren haben darin problemlos Platz gefunden, ebenso könnte man eine Gruppe von 30 einjährigen Unken darin unterbringen. Durch die diagonale Anordnung der Öffnungen für die Lüftung ist für eine ordentliche Belüftung des Behälters gesorgt. (Ein Lüftungsschlitz könnte ebenso gut im Deckel statt an der Oberkante der Seitenwand angebracht sein).