Vor einiger Zeit las ich in einem Forum, dass "ein Alter von 6 Monaten ein gutes Alter" sei, um eine "Gewöhnung" junger chinesischer Feuerbauchmolche (Hypselotriton orientalis) an den Aufenthalt im Wasser zu versuchen. Ein anderer Kommentar zum selben Thema lautete folgendermaßen: "An Land füttern halte ich für keine gute idee, fütter ihn lieber im Wasser (nur notfalls an Land) und fütter ihn anfangs im flachen Wasser und 3 Monate später im mitteltiefen und 3 Monate später ... Ich glaube wenn du ihn nur an Land fütterst kann es pasieren, das er seshaft wird (an Land) . Wen dein Molch auf den trik nicht reifällt dann probiere das : nim das futter auf die pinzette , locke ihn ins ganz flache (1 cm ) Wen dein Molch auf den trik auch nicht reinfällt ist er sehr schlau..."
Mir ist nicht zuletzt durch solche Forum-Einträge bekannt, dass es viele Leute zu geben scheint, die bei ihren juvenilen Tieren - vorzugsweise der Gattung Cynops/Hypselotriton - offenbar nichts Eiligeres und Wichtigeres im Sinn haben, als diese Tiere so schnell wie möglich "ans Wasser zu gewöhnen". Mir kommen solche Beiträge mitunter so vor, als wenn sich Hundehalter darüber austauschen, wie sie ihre lieben Haustiere dazu kriegen, endlich stubenrein zu sein.
Dazu nachfolgend meine Meinung, basierend auf meinen Erfahrungen und meiner Art, dieses "Problem" anzugehen.
Man kann natürlich versuchen, seine Tiere an das Wasser zu "gewöhnen". Wir sollten dann aber ehrlich genug sein zu sagen, dass das mit der Haltung nach natürlichen Bedingungen nicht viel zu tun hat, sondern ausschließlich den eigenen Haltungsvorlieben zuliebe erfolgt! Man möchte eben viel von den Tieren sehen (auch wenn denen der Sinn eigentlich noch nach ganz etwas Anderem steht).
Molche muss man überhaupt nicht an das Wasser "gewöhnen", denn wenn und wann die das Wasser wieder zu interessieren beginnt, wissen die selbst sehr gut! Es ist eng an deren Geschlechtsreife gekoppelt. Das ist bei unseren einheimischen Molchen nicht anders, und bei Molchen aus anderen Weltregionen ebenso. Aber darauf zu warten, braucht natürlich mehr oder weniger Geduld. Und die scheint in unserem Hobby nur bedingt verbreitet zu sein. Genauer gesagt: wenn der eigene Spaß weniger wird, nämlich weil man an Land versteckt lebende Tiere nicht oder kaum sieht, dann hört die Geduld eben schnell auf!
Ich halte und züchte Feuerbauchmolche, um die es in den eingangs zitierten Kommentaren gegangen ist, seit vielen Jahren. Anfangs habe ich die Jungtiere meiner chinesischen Zwergmolche (Hypselotriton orientalis) in einem Riparium gehalten. Das ist ein Aquaterrarium mit einem trockenen (bzw. nicht sumpfigen) Landteil. Dieser Landteil war groß genug (12cm x 58cm), damit sich die Jungtiere dort bei Bedarf dauerhaft aufhalten konnten. Die Rückkehr von Molchen ins Wasser wurde dadurch eben nur "nötig", wenn und weil die Zeit dafür gekommen schien. Und siehe da: die Tiere waren alle um die zwei Jahre alt, als sie anfingen ins Wasser zu gehen, eine ganze Weile jeweils nur zeitweilig, danach dauerhaft!
Dieses Alter ist im Vergleich zu unseren Molchen übrigens nichts Wundersames. Und auch von einer amerikanischen Molchart, die ich halte und züchte, ist bekannt, dass sie nach zwei bis sieben (!) Jahren erstmalig wieder ins Wasser zurückkehrt (Notophthalmus viridescens).
Heute halte ich junge Molche nach der Metamorphose aus diesem Grund gar nicht erst im Aquaterrarium, sondern im Waldbecken wie man es bei Salamandern tut. Dort finden die jungen Feuerbauchmolche eine kleine, flache Wasserschale, in die sie sich setzen können, wenn sie wollen, aber das ist es dann auch schon. Wenn sie älter sind (und ich sie zwischenzeitlich nicht schon abgegeben habe), dann kommen sie in das besagte Riparium oder in einen vergleichbaren Behälter mit einem ausreichend großen und definitiv trockenen (bzw. nicht nassen) Landteil, von dem sie dann zwanglos ins Wassere wechseln können.
Nur so als Gedankenexperiment, was man jenseits der "Gewöhnung" mit den Tieren anstellen kann.
Wenn wir unser Hobby so verstehen, dass es sich bei den von uns gepflegten Tieren nicht um Haustiere handelt, die "lernen" sollen, sich möglichst schnell so zu benehmen, wie wir es uns für sie ausgedacht haben, sondern für die wir, weil es eben doch Exoten und keine Haustiere sind, die Verantwortung tragen, ihnen weitgehend natürliche Lebensbedingungen anzubieten, dann haben wir meiner Meinung nach die Pflicht, auf solche Zyklen Rücksicht zu nehmen und nicht etwa über irgendwelche Listen nachzusinnen, wie man sie zu dem bringen (zwingen) kann, was sie auf keinen Fall schon von selbst tun würden!
Bild von dem Riparium, auf dem man die braune (nicht durchfeuchtete) Pflanzschale sieht, an dessen Rand gerade ein Jungmolch (Hypselotriton orientalis) auf die im Wasser/Ufer steckenden Calmuspflanzen klettert. Das Becken hat übrigens eine beträchtliche Höhe, die für die Molche natürlich unnötig ist. Aber das Becken war auch für jemand anderes gebaut und früher genutzt (Pseudacris crucifer) und diente eben zeitweilig als Übergangsbecken für heranwachsende H. orientalis. Die Beckenhöhe (70cm Luftraum auf 10cm Wasserteil) hat dann aber den Vorteil, dass man einen solchen Behälter schön bepflanzen und gestalten kann, so dass ein solches Aquaterrarium auch dann eine Augenweide ist, wenn keine Tiere sichtbar für Unterhaltung sorgen…
Blick auf das Becken, das ich bei meinen Jungmolchen von Hypselotriton cyanurus zur Rückkehr in das Wasser verwende: Wasserstand zumeist 10-15cm, vorne links und hinten rechts jeweils "Landzonen" mit feuchten bis komplett trockenen Bereichen, beide Landteile mit einem (überwucherten, dadurch nicht mehr sichtbaren) sicheren Ein- und Ausstieg durch abschüssig Richtung Wasser aufgeklebte Korckeichenstücke. Zwischen den Landteilen befindet sich eine Art Brücke, gebildet durch ein Stück (überwuchertes) Holz.
Gefüttert (bzw. Futter ausgelegt) wird auf beiden Landteilen und auch im Wasser, wenn dort Tiere sichtbar werden. Der Behälter ist ein ausgemustertes 54 L Aquarium.