Dieser Text ist Teil einer vierteiligen Serie. Zur Erläuterung siehe hier.

Weshalb geht es an der Herausforderung zur Schadenminimierung weitgehend vorbei, wenn die Anforderungen an den Halter als „Endverbraucher" auf den bloßen (freiwilligen) Nachweis der „Sachkunde" beschränkt bleiben?

Der Sachkundenachweis setzt erstens bloß auf das Wissen und nicht auf das Können. Er ist zweitens notwendigerweise eine eher allgemeine Unterweisung, aus der auch bei erfolgreicher Absolvierung keineswegs folgt, dass ein Halter die konkreten Haltungsbedürfnisse seiner jeweiligen Tiere ausreichend kennt. Und als bloß auf die Wissensvermittlung beschränkte Maßnahme bleibt dabei grundsätzlich außen vor, ob das, was der jeweilige Halter (mit oder ohne Sachkundenachweis) weiß, und das, was er kann, auch in ein angemessenes Tun umgesetzt wird. Für das jeweilige Tier (Tierschutz) ist die Beantwortung dieser Frage aber die alles entscheidende!

Um das Dilemma etwas anschaulicher zu machen, sei auf das Autofahren als Beispiel verwiesen.
Der Position der DGHT würde es entsprechen, wenn wir uns damit begnügen würden, angehenden Autofahrern bloß eine theoretische Fahrprüfung abzuverlangen. Und danach: Augen zu und durch! Bekanntlich haben wir mit gutem Grund nicht nur zusätzlich auch eine praktische Prüfung, sondern wir haben auch noch die Verkehrspolizei, die dafür sorgt, dass Leute das, was sie wissen und können, auch wirklich tun. Und selbst unter diesen vergleichsweise strikten Bedingungen passiert noch mehr als genug Unfug und Unheil auf unseren Straßen.

Für mich ist die Zurückhaltung sowohl der DGHT als auch der in der DGHT organisierten Tierärzte sowie der Autoren Pasmans und Co in dieser ganzen Angelegenheit nicht recht nachvollziehbar. Insbesondere vermisse ich eine stärkere Fokussierung der Vorschläge auf das tatsächliche Handeln, also auf die Ebene, auf der der eigentliche Schaden entsteht (oder abgewendet wird).

Ich möchte im nächsten Beitrag einen Vorschlag konkretisieren, der auf meine früheren Überlegungen zu diesem Thema aufbaut. In meinen Augen greift dieser Vorschlag alle drei Dimensionen der von Pasmans und Co-Autoren beschriebenen Gefahrenpotentiale konstruktiv auf, ohne dabei unverhältnismäßige Eingriffe vorzunehmen in die Freiheit des Einzelnen zur eigenen Entfaltung. Für den nächsten Beitrag siehe hier.