Ich möchte in diesem Blog nicht nur meine Erfahrungen bei der Haltung von Molchen und Unken beschreiben, sondern auch ein paar allgemeinere, praktische Kniffe und "Tricks" vorstellen, auf die ich im Laufe der Jahre mehr oder weniger zufällig gekommen bin und die mir nützlich erschienen. Hier soll es um einen Tipp zur mühelosen Ernährung von Molchlarven im Frühstadium gehen.
Ich habe nennenswerte Verluste bei der Aufzucht von Molchlarven eigentlich nur gehabt, wenn ich erstens die Eier nicht rechtzeitig gefunden bzw. vor den Elterntieren in Sicherheit gebracht habe und zweitens, wenn die Molchlarven im Frühstadium nicht genügend Kleinstfutter gefunden haben. Dieses Problem ergab sich vor allem beim nordamerikanischen Wassermolch (Notophthalmus viridescens), dessen Larven anfangs besonders klein sind und dementsprechend sehr kleine Futtertiere benötigen.
Ich habe dann einmal ein kleines »Experiment« durchgeführt, über das ich hier berichten möchte, weil es so positiv verlaufen ist und mir nun ermöglicht, diese kritische Frühphase ohne die Mühe einer eigenen Kleinstfutterzucht gut zu überstehen.
Ich habe in eine ca. 20l fassende Plastikwanne eine Mulmschicht aus zerfallenem Laub und anderem Pflanzenmaterial eingebracht sowie zur Sicherheit noch einen Bund frische Elodea mit etwas "Wassermoos", die die Qualität des Wassers in der Balance halten sollten. Durch die Mulmschicht tummelten sich dann natürlich sofort zahlreiche Kleinstlebewesen darin. Und in diesen Behälter habe ich dann 20 Minilarven des chinesischen Zwergmolchs (Hypselotriton orientalis) eingebracht. Sie waren im Nu nicht mehr zu sehen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn pechschwarze Larven sind auf dunkelbraunem Untergrund nun einmal schwer zu erkennen ist...
Das Ganze hat dann eine Weile in einem Fenster unseres Wintergartens gestanden (leider komplett unbesonnt, sonst hätte das Kleinleben darin vermutlich noch besser floriert) und ich habe mich um nichts gekümmert als zu kontrollieren, dass vom Wasser her alles in Ordnung bleibt. Zwischenzeitlich sah ich dann gar keine Kleinlebewesen mehr, leider auch keine Molche, außer - überraschenderweise - einige kleine Larven von Notophthalmus viridescens ! Diese hatte ich vermutlich als Eier über das Wassermoos mit eingebracht und sie waren durch ihre helle Farbe auf dem dunklen Bodengrund sehr gut sichtbar, zumal sie (im Unterschied zu den Larven des chinesischen Zwergmolchs) auch gern einmal an den Seitenwänden saßen bzw. hingen.
Von den 20 Larven des chinesischen Zwergmolchs fehlte allerdings jede Spur! Ich habe dann noch eine Weile ausgeharrt und darauf vertraut, dass diese Larven in der Mulmschicht herumwühlen und dort schon irgendetwas Essbares finden, aber am Ende wollte ich mich nicht mehr länger auf die Folter spannen. Also habe ich das Ganze dann vorsichtig aufgelöst. Und siehe da: es kamen in der Mulmschicht kräftig entwickelte, wohlgenährte Larven von H. orientalis zum Vorschein. Noch bemerkenswerter war die Ausfallrate: Null!
Im Vergleich dazu haben sich in einem anderen Becken, das fast komplett mit Wassermoos durchkrautet war (aber keinen Bodengrund hatte) und in das ich gelegentlich gekescherte Cyclopse zugeführt hatte, von den 30 eingebrachten Eiern lediglich 10 Larven entwickelt. Diese waren zudem noch nicht so weit entwickelt, obwohl sie etwas höhere Temperaturen als die Tiere im Wintergarten hatten, was die Entwicklung eigentlich hätte befördern müssen.
Gerade für die Aufzucht der anfangs winzigen Larven des grünlichenn Wassermolchs (N. viridescens) und für andere sehr kleine Amphibienlarven erscheint mir die hier beschrieben Vorgehensweise nach dem gut verlaufenen "Experiment" jedenfalls als eine gute Alternative zur Kultivierung von Artemia-Krebsen oder anderem Kleingetier. Und vielleicht regt es ja jemanden zur Nachahmung an? Dann bitte gerne hier auch eine Rückmeldung zum Ergebnis geben!
Relativ frisch geschlüpfte Larve vom grünlichen Wassermolch (Notophthalmus viridescens) neben einem Algenklecks. Im Hintergrund etwas Wassermoos