Kleine Verhaltensbeobachtung zum chinesischen Tüpfelmolch (Hypselotriton cyanurus)
Posted on August 4th, 2017
Ich pflege und züchte seit einigen Jahren Hypselotriton (früher: Cynops) cyanurus, den chinesischen Wangenfleck- bzw. Tüpfelmolch. Es ist ein Feuerbauchmolch, der noch nicht so häufig im Handel auftaucht und über den man auch in Foren nicht so oft etwas erfahren kann.
Über die genaue Herkunft meiner Tiere, die ich bei einem auf Terrarientiere spezialisierten Händler im Tausch (1:3) gegen meine zweijährigen Nachzuchten von Hypselotriton (früher auch Cynops) orientalis erworben hatte, kann ich nichts sagen. Ich will hier einige Besonderheiten des Verhaltens erwähnen, die ich bei den adulten ebenso wie bei den juvenilen Tieren gemacht habe.
Diese Molche haben offenkundig eine gute Sehfähigkeit (die übrigens bei den auch von mir gezüchteten Notophthalmus viridescens noch besser ausgeprägt ist), denn die drei adulten Tiere kamen immer schon aufgeregt in eine Ecke ihres damaligen Beckens (92x38 cm Grundfläche) geschwommen, wenn sie mich an einer Werkbank neben dem Becken stehen sahen. Für sie war das offenbar ein untrügliches – und nicht selten auch zutreffendes – Zeichen, dass es etwas zu fressen geben würde (bei mir übrigens zumeist Insekten, die ich auf die Wasseroberfläche werfe).
Dass die Tiere sich auch olfaktorisch sehr gut orientieren können, ist kaum der Rede wert, weil das meines Wissens ja für alle Molche gilt oder angenommen wird. Demgegenüber sind Molche für gute Sehfähigkeit nicht gerade bekannt.
Dieses gute Sehvermögen der von mir gepflegten H. cyanurus scheint schon frühzeitig ausgebildet zu werden, spätestens bei der Metamorphose, wobei es sich interessanterweise dann umgekehrt bemerkbar macht. Denn bei allen Jungtieren (unterschiedlicher Jahrgänge) habe ich bislang festgestellt, dass sie sich zurückziehen – teilweise auch verblüffend flink – wenn sie sich gestört fühlen, nämlich sobald ich vor dem Terrarium erscheine. Während des Larvenstadiums konnte ich demgegenüber keine Hinweise entdecken, dass die Tiere etwas außerhalb des Terrariums bemerken und/oder darauf reagieren.
Auch bei den juvenilen Notophthalmus viridescens konnte ich Vergleichbares festgestellen. Sie sind allerdings im Unterschied zu H. cyanurus tagsüber viel aktiver bzw. deren Aktivitätszeit im Jugendalter scheint überwiegend am Vormittag zu liegen, wohingegen sich Jungtiere von H. cyanurus überwiegend erst gegen Abend, aber oft schon im Hellen, aus ihren Verstecken begeben.
Was mich besonders verblüfft hat: das scheue Verhalten von H. cyanurus hat sich über eine ganze Weile auch mit der Rückkehr ins Wasser fortgesetzt. Die im Frühjahr 2016 erstmalig ins Wasser zurückgekehrten Jungtiere aus 2014 verzogen sich stets, wenn ich vor dem ansonsten völlig ungestört stehenden Becken auftauchte! Erst nach etwa sechs Monaten der Rückkehr ins Wasser verlor sich dieses scheue Verhalten. Das finde ich recht verwunderlich, denn von unseren einheimischen Molchen zum Beispiel kennen wir das ja nicht. Im Gegenteil: aus streng nachtaktiven und versteckt lebenden Tieren werden während dem Aufenthalt im Wasser anscheinend dauernd aktive und neugierige Wesen. Auch die von mir gezüchteten Notophthalmus viridescens haben sich im Wasser niemals scheu gezeigt, wohl aber wie erwähnt an Land.
Unter dem Gesichtspunkt der Verhaltensbeobachtung möchte ich abschließend noch anführen, dass die adulten Exemplare von H. cyanurus ausgesprochen aggressive, bissige Tiere sind. Das gilt gegenüber Artgenossen ebenso wie gegenüber anderen Tieren, weshalb ich sie inzwischen im Artbecken halte. Demgegenüber habe ich zum Beispiel H. orientalis problemlos und seit Jahren gut mit Bombina orientalis vergesellschaft und gezüchtet.
Hypselotriton cyanurus ist jedoch auch ein sehr attraktiv gefärbter, interessanter und im geschlechtsreifen Alter (meist) dauerhaft im Wasser lebender Molch, dessen Pflege ich sehr empfehlen kann.
Dazu nachfolgend noch ein paar Bilder:
Dieses Bild mit dem Weibchen an der Frontscheibe zeigt sehr schön den Wangenfleck, an dem diese Art sicher identifizierbar ist. Außerdem kann man die etwas "rostige" Färbung auf der Rückseite zumindest erahnen, die (alle?) Weibchen haben. Das Männchen ist zumeist pechschwarz.
Das Bild mit dem Weibchen im Moos gefällt mir, weil sie da so schön drin verschwunden und gut getarnt ist. Über dieses Weibchen ist auch Interessantes insofern zu sagen, als sie bislang jedes Jahr zumindest vorübergehend das Wasser verlassen hat, ohne dass ich dafür Auslöser und Gründe erkennen konnte (zumal das zweite Weibchen, dies nicht tut). Anfangs verschwand das Weibchen für den Rest der Saison im Moos/Waldbecken, inzwischen sitzt sie nur öfter eine Weile auf Landstücken des Aquaterrariums, um dann wieder ins Wasser einzutauchen. Dass sie wieder eine Weile an Land gesessen haben musste, erkenne ich übrigens immer daran, dass sie, wenn sie nach zwischenzeitlichem "Verschwinden" wieder im Wasser zu sehen ist, kleine silbrige Flecken an den Flanken hat, die von der Abtrocknung der Haut beim Aufenthalts außerhalb des Wassers herrühren.
Man sollte also in Rechnung stellen, dass die Tiere nach der Rückkehr ins Wasser (mit beginnender Geschlechtsreife) dort nicht so beständig bleiben wie es oftmals erwartet wird. Die Aktivität an Land ist dann übrigens, wie ich oben erwähnt hatte, streng an die Abend- und Nachtstunden gebunden, wie wir es auch von unseren einheimischen Molchen kennen (und im Gegensatz etwa zum grünlichen Wassermolch aus Nordamerika, Notophthalmus viridescens, bei dem ich - vor allem bei den jungen Molchen - den Vormittag stets als Periode der Hauptaktivität gefunden habe).
Das Bild mit dem Jungtier lässt zweierlei gut erkennt: Erstens den für diese Art charakteristischen Wangenfleck, der also schon gleich mit der Metamorphose klar erkennbar ist. Zweitens die gelbe statt rote Färbung, die man ja häufig bei nachgezüchteten Tieren mit "eigentilch" roter Färbung findet, etwa auch bei H. orientalis und bei Bombina orientalis. Wer also Tiere mit gelbem oder mit einem gelb-orangen Bauch sieht und angeboten bekommt, obwohl sie doch "eigentlich" einen (feuer)roten Bauch haben sollten, der kann getrost der dann vermutlich zu hörenden Auskunft Glauben schenken, dass es sich um Nachzuchten handelt.
Dieses Bild von einem Paar lässt zumindest den Größenunterschied zwischen den Geschlechtern erahnen, jedenfalls erkennt man, dass die Weibchen (hier rechts im Bild) die größeren Brocken sind (geschätzt ca. 20% größer). Außerdem sieht man zumindest bei dem Männchen sehr klar die Rückenlinie, die schon bei den Larven vor der Metamorphose gut sichtbar ist und die die kleine Variante dieses Feuerbauchmolchs, der chinesische Zwergmolch (H. orientalis), zum Beispiel nicht hat. Zumindest ansatzweise sieht man beim Männchen auch die blaue Schwanzfärbung, die während der Paarungszeit leuchtet, und die den ebenfalls gebräuchlichen Namen "blauer Feuerbauchmolch" begründet. Diese Blaufärbung kommt im folgenden Bild noch besser zur Geltung.
Das Bild mit der relativ frisch geschlüpften Larve habe ich ausgewählt, weil es erstens zeigt, wie diese Larven im Frühstadium aussehen (und sich dann wiederum klar von frisch geschlüpften H. orientalis unterscheiden), und dass sie schon als solche Winzlinge sehr deutlich sichtbare und rechtwinklig abstehende Kiemenbüschel haben. Auch das schien mir bei H. orientalis nicht oder nicht so ausgeprägt. Jedenfalls waren die Larven von H. cyanurus bei mir - insbesondere die etwas älteren - durch die viel markanteren Kiemen, durch ihre Größe und vor allem durch die (bei H. orientalis fehlende) Mittellinie auf dem Rücken immer gut identifizierbar. Letztere ist sehr gut auf dem letzten Bild einer Larve zu sehen, bei der die Kiemenbüschel schon fast vollständig eingezogen sind. Sie steht unmittelbar vor der Metamorphose.