In dem interessantesten Beitrag zum grünlichen Wassermolch (Notophthalmus viridescens), den ich bislang zu lesen bekommen habe, nämlich von den amerikanischen Zoologen Todd Hunsinger und Michael Lannoo in der Amphibiendatenbank, gibt es zahlreiche bemerkenswerte Details zur Lebensweise dieser Molche in der freien Natur. Wer einigermaßen gut Englisch kann, findet in diesem nicht der Terrarienhaltung, sondern der natürlichen Lebensweise gewidmeten Text zahlreiche spannende Details.
Über zwei besonders eindrückliche Aspekte möchte ich hier berichten.
Erstens war ich komplett überrascht von dem Hinweis, dass insbesondere die Jungtiere recht hohe Tagestemperaturen nicht nur aushalten, sondern diese offenbar sogar gerne mögen. So heißt es dort zu den Jungtieren, dass sie sich selten bei Temperaturen unter 10° sehen lassen, aber ab 12° aktiv werden und Umgebungstemperaturen von 26°-28° (!) aufsuchen würden.
Auch über die adulten und im Wasser befindlichen Tiere heißt es dort, dass sie vor allem verkrautete und gut besonnte Abschnitte der Gewässer besiedeln. Dort wird es insbesondere unter der Wasseroberfläche dann naturgemäß leicht einmal deutlich über 20° warm werden.
Dies und das Verhalten meiner eigenen Tiere hatten mich bewogen, im Salamander-Forum und auch hier auf postach.io zum höheren Wärmebedürfnis dieser Art Stellung zu nehmen.
Ein kürzlich veröffentlichter Beitrag zum grünlichen Wassermolch, den Thomas Frank in der zweiten Ausgabe der Amphibia (2018) veröffentlicht hat, schließt sich dieser Sichtweise inzwischen auch an, denn anders als in früheren Veröffentlichungen anderer Autoren stellt auch er fest: "Eine besondere Empfindlichkeit gegenüber höheren Temperaturen kann ich bisher bei meinen Tieren nicht feststellen. Im Hochsommer werden zeitweilig auch 26° und mehr augenscheinlich problemlos vertragen." (S. 10).
In dem erwähnten Beitrag der beiden amerikanischen Zoologen findet sich zudem noch ein weiterer für mich verblüffender Hinweis, der gewissermaßen das andere Ende der Temperaturskala betrifft. So komme es vor, dass dieser Molch über Winter auch im Wasser verbleibt und dann an eisfreien Stellen bei Temperaturen von 5°-6° immer noch aktiv sei. In einer persönlichen Korrespondenz teilte mir Prof. Lannoo einmal mit, dass die Tiere sogar unter einer geschlossenen Eisdecke überwintern würden! Wie das bei den auf Luftholen angewiesenen Tieren genau funktioniert, ist mir zwar nicht recht klar, aber von Fröschen weiß man ja auch, dass sie im Schlammgrund von Teichen unter Eis überwintern können (und nur dann im nächsten Frühjahr als Leichen aufzufinden sind, wenn der Winter so streng war, dass das Wasserloch samt dem Schlammgrund und den darin befindlichen Amphibien durchgefroren war).
Ich habe in diesem Winter unabsichtlich eine Probe auf's Exempel gemacht, indem ich nämlich zwei windgeschützte und mit Fließ eingepackte Aquarien, in denen je ein Männchen und ein Weibchen von N.v. bei uns im Garten im Wasser überwinterte, für zwei Tage aus den Augen verloren hatte - und prompt eine geschlossene Eisdecke vorfand, als ich nach einer überraschend kalten Nacht mit Schrecken dann an meine Molche im Garten dachte.
Als ich mir die Becken näher anschaute, fand ich das Männchen unter der Eisecke im Wasser "stehen" (und bei meinem Erscheinen im Wasserpflanzendickicht verschwinden, so dass es also zweifellos lebendig war). Demgegenüber war das Weibchen nicht zu sehen, es befand sich allerdings auch in einem fast vollständig durchkrauteten Becken, das dadurch schwer einzusehen war.
Ich habe dann mit Leitungswasser die Eisschicht vorsichtig aufgebrochen, um die Molche zu "evakuieren". Das wäre voraussichtlich gar nicht nötig gewesen. Aber geplant war dieser "Kältetest" keineswegs und da es sich um meine letzten noch verbliebenen adulten Tiere handelte, wollte ich nichts mehr riskieren.
Beide Molche befanden sich dann aber bei bester Gesundheit, haben mir zum Glück auch das anschließende Herausfangen und Umsetzen in ein Becken im Keller (mit 5° Wassertemperatur) nicht übelgenommen, so dass ich mich mit einem blauen Auge weggekommen fühle.
Anbei noch zwei Fotos von den vereisten Becken nach dem Aufbrechen der Eisdecke. Man erkennt, dass die Eisdecke bereits einige Millimeter dick war.