Wir sind in den letzten Jahren immer wieder mal in Australien gewesen, hier aus familiären Gründen immer im Rainbow County, einer stark an Irland erinnernden Gegend am östlichsten Punkt dieses Kontinents: saftig grüne, sanft hügelige Landschaft, dabei aber 10º wärmer als meist in Irland und mit einer viel üppigeren Vegetation.
Wir haben uns allerdings immer wieder gewundert, dass mitten in diesem Grün oftmals tote Bäume oder gar eine ganze Gruppe von toten Bäumen herum standen (Foto). Erst hatten wir geglaubt, es könnte sich vielleicht um eingebürgerte europäische Bäume handeln, die vielleicht im Januar ihr Laub abwerfen würden, weil sie so programmiert sind (obwohl in Australien im Januar gerade Hochsommer ist). Diese Programmierung gibt es aber gar nicht, wie uns ein botanisch kundiger Mensch erklärte.
Bei unserem diesmaligen Aufenthalt lüftete sich das Rätsel, nachdem nun auch nicht mehr zu übersehen war, dass bei diesem Baumsterben mächtig nachgeholfen wurde. Zahllose Bäume hatten handbreite Kerben in die Rinde geschlagen bekommen, über die sie mutmaßlich dann ausgeblutet und eingegangen waren (Fotos).
Es handelt sich, wie wir inzwischen wissen, um eine aus China eingeschleppte Baumart (Camphor laurel), die gerade hier in unserer Region eine besondere Verbreitung gefunden hat, weil offenbar deren Früchte lecker sind und die Vögel den rasch wachsenden Baum ordentlich verbreiten. Der gilt nun als "Pest" und Besitzer werden vom Staat gebeten, die Bäume auf ihrem Grund mechanisch oder mit Herbiziden zu bekämpfen. Vom Wuchs her sind die Bäume eigentlich schön, jedenfalls durch ihre außerordentlich tief ansetzende Gabelung für mich sehr auffällig (Foto). Da die Bäume zudem im unterirdischen Teil sehr widerstandsfähig zu sein scheinen und lange neu austreiben können, scheint man hier auf den Dreh gekommen zu sein, sie bloß anzuschlagen, vermutlich damit sie verbluten, und sie erst heraus zu nehmen, wenn durch Abfallen der Rinde sichtbar wird, dass jeder Rest an Leben daraus entschwunden ist (Foto). Ist aber jedenfalls ein merkwürdiger Anblick, wenn man in all diesem Grün vielerorts solche Gerippe herum stehen sieht.
Auf die schwarze Liste der zu verfolgenden Eindringlinge hat den immergrünen Baum unter anderem gerade jene Eigenschaft gebracht, derentwegen er einst eingeführt wurde, nämlich seine Fähigkeit, dichten Schatten zu bilden. Der am Ende durchaus mächtige und mehrere Hundert Jahre alt werdende Baum hat nämlich eine dichte Krone, was in Verbindung mit seinem immergrünen Laub zur Folge hat, dass es in seinem unmittelbaren Umfeld dauerhaft dunkel bleibt und daher andere (einheimische!) Vegetation verdrängt wird. Jedenfalls, wenn die für diesen Baum wichtige Wasserzufuhr gewährleistet ist, was hier in unserer niederschlagreichen Region aber auch der Fall ist. Daher ist der Baum auch fast nur hier ein Problem und nicht wie zum Beispiel Lantana eine über den ganzen Kontinent verbreitete Pflanzenplage.
Ich war gerade unten nahe der Autobahn an einem Bachlauf, ein bißchen nach wild lebenden Schildkröten und Agamen Ausschau halten (die aber alle hitzefrei hatten). Dort sah ich auf der linken Seite der Straße, die über den Bachlauf führt, einen sehr hohen einheimischen Eukalyptusbaum stehen, auf der rechten Seite eine lange Reihe der berüchtigten Camphor laurel. Sehr beeindruckender Kontrast (Foto). Und in der Tat fällt an den eigentlichen australischen Großpflanzen auf, dass sie überwiegend nur im oberen Teil belaubt sind, unterwärts oft knorrig und mitunter ganz kahl, so dass sie allenfalls lichten Schatten bilden - und damit jeder Menge anderer Pflanzen unter ihnen Gelegenheit zum Wachsen geben (Foto).
Aber die Geschichte zeigt eben auch ein unausrottbares Problem unseres (menschlichen) Handelns: so sehr wir auch abwägen und nachdenken mögen, es bleiben immer irgendwelche Nebenfolgen unseres Handelns unberücksichtigt - die dann ihr "Eigenleben" entwickeln. (Und oft genug denken wir sogar nicht einmal lange über mögliche Nebenfolgen nach, bevor wir handeln...).

Abgestorbene Bäume im Grünen
Angeschlagene junge Bäume
Typische tiefe Gabelung
Abgestorbene Baum, dessen Rinde abfällt
Dieses Foto zeigt zufällig an ein und derselben Straße das gemeinte, nämlich den lichten Schatten, den die einheimischen australische Bäume (vorne auf der linken Straßenseite) erzeugen im Vergleich zu dem dichten Schatten, der bei den auf der rechten Seite gepflanzten eingeschleppten Camphor laurel entsteht.
Typische lichte Baumkrone einheimischer australischer Bäume